Trauma – Tödliche Furcht – Leseprobe

Der Mord an einem Cambridge-Studenten im Green Park versetzt ganz London in Aufregung. Wurde der Sohn eines Staranwalts von einer seiner zahlreichen Ex-Freundinnen ermordet? Oder ist er dem Parkmörder zum Opfer gefallen, der im Vorjahr mehrere Männer in verschiedenen Londoner Parks erstochen hat? Ex-Soldat und Privatdetektiv Mike Martin hilft seinem Freund Tom Sawler von Scotland Yard bei den Ermittlungen. Fieberhaft versuchen die beiden, den Mörder zu finden, bevor ein weiteres Verbrechen geschieht – und kämpfen dabei gegen einen Sumpf aus Korruption und Vertuschung, der bis in die höchsten Kreise Londons reicht. Als Mike die hübsche Melanie im Hyde Park vor einem Übergriff bewahrt, gerät sein Leben völlig aus den Fugen. Denn mit ihrem Vater ist nicht zu spaßen …

Leseprobe von „Trauma“

„Bitte, tun Sie Chiara nichts – sie ist doch noch so klein“, flehte Mrs. King.
„20.000 Pfund oder sie stirbt“, schnarrte die Stimme des Erpressers durch das Telefon.
„Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen. Aber tun Sie ihr nicht weh!“
„Stecken Sie die 20.000 Pfund in eine große Handtasche. Gehen Sie in den Hyde Park – zum Boy and Dolphin Fountain. Setzen Sie sich dort für mindestens fünf Minuten auf eine Bank. Dann lassen Sie die Tasche liegen und verschwinden. Und keine Polizei. Verstanden?“
Dann war die Leitung tot. Privatdetektiv Mike Martin legte behutsam den Hörer des betagten Zweitapparats, von dem aus er alles mitgehört hatte, auf die Gabel zurück. „Er hat keinen Grund, Chiara wehzutun“, sagte er laut. „Haben Sie das Geld?“
„Natürlich!“ In den Augen von Mrs. King standen Tränen – wie so oft in den letzten beiden Tagen.
„Hören Sie mir jetzt genau zu. Sie warten hier eine Viertelstunde. Dann nehmen Sie ein Taxi zum Hyde Park, gehen in den Rosengarten und tun genau, was der Erpresser gesagt hat. Danach warten Sie an der Hyde Park Corner auf mich. Ich werde jetzt sofort aufbrechen, um das Gelände zu prüfen. Wenn Sie mich sehen, lassen Sie sich um Gottes Willen nichts anmerken. Haben Sie keine Angst – Ihrer Chiara wird nichts passieren.“
Mrs. King nickte bang. Nach ein paar weiteren aufmunternden Worten verließ Mike das Haus durch den Hinterausgang, sprintete zu seinem Wagen und klemmte sich hinter das Steuer.
Vor zwei Tagen hatte sich Mrs. King völlig aufgelöst bei ihm gemeldet.
„Chiara ist entführt worden! Er will 20.000 Pfund! Können Sie mir helfen?“
Mike benötigte eine gute halbe Stunde, um Mrs. King soweit zu beruhigen, dass er verstand, worum es ging: Chiara war bei einem Spaziergang verschwunden. Wenige Stunden später verlangte ein Mann per Telefon eine horrende Summe Lösegeld. Mrs. King war außer sich. Sie befürchtete – wohl nicht zu Unrecht – dass ihre Neffen und Nichten sie bei der Rettung von Chiara, die immerhin als Alleinerbin vorgesehen war, nicht unterstützen würden. Deswegen hatte sie in ihrer Verzweiflung bei Mike angerufen. Seinen  Namen kannte Mrs. King von Gertrude Stone, der Ehefrau eines Abgeordneten des Londoner Stadtrates. Der Privatdetektiv hatte ihr vor einigen Monaten bei der Wiederbeschaffung eines wertvollen Diamantrings geholfen.
Nachdem Mike endlich wusste, mit was er es zu tun hatte, überlegte er kurz, ob er sich das wirklich antun wollte. Schließlich beschloss er doch, sich darauf einzulassen. Geld konnte er als Privatdetektiv immer brauchen.
Also klingelte er zwei Stunden später an ihrer Tür. Mrs. King wohnte direkt am Belgrave Square, einer der teuersten Gegenden in London. Zuerst machte ihm niemand auf. Das war er gewohnt. Männer Anfang Dreißig mit orientalischem Aussehen wirkten in Zeiten von islamischem Terror und hoher Kriminalitätsrate nun einmal für viele bedrohlich. Aber daran konnte er nichts ändern. Also parkte er den Finger auf dem Klingelknopf und wartete.
„Ich kaufe nichts!“, ertönte endlich eine hysterische Frauenstimme von drinnen.
„Mrs. King, mein Name ist Martin!“, rief er durch die geschlossene Tür. „Wir haben telefoniert.“
Nach weiterem Zögern ließ Mrs. King ihn endlich hinein. Er schätzte die reiche Bankierswitwe auf etwa siebzig Jahre. Chiara war ihr ein und alles. Mike hatte es von Anfang an geahnt – Mrs. King ging es überhaupt nicht um das Geld. Sie brauchte ihn hauptsächlich als Vertrauten, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Und so beruhigte er die ältere Dame, soweit es ging, und trug ihr auf, die 20.000 Pfund in unmarkierten 50-Pfund-Noten zu beschaffen.
Nun, zwei Tage später, war alles bereit für die Geldübergabe. Von Belgravia aus brauchte er lediglich fünf Minuten bis zur Hyde Park Corner. Er parkte seinen schwarzen, unauffälligen Mittelklassewagen an der South Carriage Drive und machte sich auf Richtung Rosengarten. Dabei bemühte er sich um ein langsames, unverdächtiges Spaziergängertempo.
Der Hyde Park war trotz Nieselregen gut besucht. Jogger drehten ihre Runden, Soldaten der Royal Household Division aus der Knightsbridge Kaserne bewegten ihre Pferde, mehrere Hundebesitzer führten ihre vierbeinigen Gefährten spazieren.
Bald schon hatte Mike den Rosengarten erreicht. Langsam schlenderte er hindurch. Die Bänke rund um den Boy and Dolphin Fountain waren nicht besetzt. Aber am nördlichen Eingang stand ein kleiner, untersetzter Mann, der vollkommen fehl am Platz wirkte. Sein Gesicht wurde von einem buschigen Schnauzer, einem tief in die Stirn gezogenen Hut und einer spiegelnden Sonnenbrille verdeckt. Dazu hatte er eine dunkelblaue Reisetasche mit einem breiten Riemen zum Umhängen bei sich. Mike ließ sich nichts anmerken, verließ den Rosengarten in aller Ruhe wieder und setzte sich oberhalb der Anlage auf eine Bank. Von dort hatte er alles im Blick.
Wenig später betrat Mrs. King das Rondell. Bei sich trug sie eine riesige, prall gefüllte schwarze Handtasche. Umständlich nahm sie auf einer der Bänke Platz und blickte nervös um sich.
Nach ein paar Minuten stand sie wieder auf und ging durch den westlichen Ausgang hinaus. Die Handtasche ließ sie liegen.
Kaum war sie verschwunden, sprang der untersetzte Mann auf. Er eilte auf die Parkbank zu, schnappte sich die Handtasche und stopfte sie in seine Reisetasche. Dann hastete er Richtung Serpentine Lake.
Mike stand gemächlich auf und folgte ihm in weitem Abstand. Gott sei Dank hat er nicht die U-Bahn genommen, dachte er dabei.
Der Erpresser zog währenddessen sein Handy hervor und tippte eine Nummer ein. Das Telefonat dauerte nur wenige Sekunden.
Sie waren schon fast am Serpentine Lake angelangt, als Mikes Smartphone vibrierte. Ein Anruf von Mrs. King. Bevor er einen Ton sagen konnte, plärrte Mrs. King ihm bereits mit ungeheurer Lautstärke ins Ohr: „Sie ist hier! Chiara ist wieder da! Sie ist mir entgegengekommen! Ist das nicht herrlich? Ist das nicht wunderbar? Vielen, vielen Dank! Wo sind Sie?“,
„Ich brauche noch fünfzehn Minuten, dann bin ich bei Ihnen“, antwortete er. „Bitte warten Sie solange an der Hyde Park Corner.“
„Aber …“
Er nahm sich keine Zeit für weitere Erklärungen, sondern beendete das Gespräch und wählte eine andere Telefonnummer. Währenddessen folgte er dem Mann am nördlichen Ufer des Serpentine Lake entlang. Fünf Minuten später unterbrach er die Verbindung. Er hatte getan, was er tun musste. Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Der Erpresser marschierte währenddessen strammen Schrittes weiter, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.
Dilettant, dachte Mike. Es war alles viel zu einfach.
Nach weiteren zehn Minuten erreichte der Fremde den Parkplatz an der West Carriage Drive. Das konnte eng werden. Vielleicht war es an der Zeit, einzugreifen? Tatsächlich – der Mann näherte sich einem blauen Kleinwagen und entriegelte die Tür per Fernsteuerung. Er durfte nicht entkommen. Der Privatdetektiv sprintete die letzten Meter.
Der Erpresser hörte ihn, schrak zusammen und fuhr herum. Als er Mike sah, ließ er die Tasche fallen und zog eine Pistole aus seinem Mantel. „Bleiben Sie stehen!“, rief er mit zitternder Stimme.
Mike tat ihm den Gefallen nicht. Stattdessen warf er sich mit der Schulter voran auf den Fremden und drückte ihn gegen das Auto. Zeitgleich umklammerte er das Handgelenk des Mannes und bog es nach hinten, sodass die Pistole nicht mehr auf Mike, sondern auf ihn selbst zeigte. Dem Erpresser gelang es trotzdem, den Abzug zu betätigen. Eine kleine Flamme schoss heraus und sengte seinen Ärmel an. Mike schnaubte. Ein Feuerzeug also. Er hatte mit einer Schreckschusspistole gerechnet. Nichtsdestotrotz rammte er seinem Gegner noch das Knie in die Weichteile. Der stieß ein merkwürdig zischendes Geräusch aus, brach zusammen und presste die Hände an den Unterleib. Zufrieden mit sich selbst, machte Mike einen Schritt nach hinten.
„Stehen bleiben!“, brüllte eine Frauenstimme. „Drehen Sie sich um und nehmen Sie die Hände hoch!“
Mike stoppte mitten in der Bewegung. Gehorsam drehte er sich um. Vor ihm standen eine etwa vierzigjährige Polizistin im Rang eines Police Sergeant sowie ein noch sehr junger Police Constable, beide mit gezücktem Schlagstock.
„Treten Sie von dem Mann da weg“, befahl die Polizistin. Mike gehorchte und machte ein paar Schritte zur Seite.
„Mein Name ist Mike Martin“, erklärte er ruhig, während er seine Hände noch immer in die Luft streckte. „Das dort…“
„Schweigen Sie!“, fuhr die Polizistin ihn an. Währenddessen stotterte der junge Police Constable eifrig etwas in sein Funkgerät.
Ein Streifenwagen brauste heran – mit drei weiteren Polizisten. Einer von ihnen half dem Mann am Boden auf die Füße.
„Mr. Martin, warum haben Sie nicht auf uns gewartet, wie besprochen?“, fragte er ihn.
Mike kam sich vor wie im falschen Film. „Ich bin Mr. Martin. Das ist der Erpresser.“
Die Polizistin bedachte den Privatdetektiv mit einem langen, schrägen Blick. Ganz offensichtlich traute sie ihm nicht über den Weg. Vielleicht sollte ich meine Haare blond färben, dachte Mike genervt. Dann atmete er tief durch. „Fragen Sie Mrs. King, die kann es Ihnen bestätigen. Haben Sie sie bereits eingesammelt?“
Der Constable sprach weiter in sein Funkgerät. Mike durfte die Arme herunternehmen, wurde aber nach wie vor kritisch beäugt.
Der Erpresser lehnte mittlerweile an seinem Wagen und hatte auch seine Sprache wiedergefunden. „Er hat mich angegriffen!“, rief er und deutete auf Mike. „Sie müssen ihn verhaften!“
„Und Sie sind?“, fragte die Polizistin ruhig.
„Ich bin … James Smith. Privatdetektiv. Zu Ihren Diensten. Mrs. King hat mich engagiert. Wegen der Entführung von Chiara.“
Mike warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Glauben Sie wirklich, dass Sie damit durchkommen?“
„Schweigen Sie!“ fuhr die Polizistin Mike wieder an. „Warum haben Sie den Mann angegriffen? Wenn Sie wirklich der Privatdetektiv sind, wie Sie behaupten, sollten Sie wissen, dass das eine Tätlichkeit darstellt.“
„Er hat das Ding da hervorgezogen.“ Mike deutete auf das Pistolenfeuerzeug am Boden. „Ich habe gleich gesehen, dass es keine echte Waffe ist. Aber ich wollte nicht, dass er damit herumfuchtelt und Fußgänger erschreckt.“ Und unbewaffnete Streifenpolizisten, fügte er in Gedanken hinzu.
„Sie wollen erkannt haben, dass das keine echte Pistole ist?“, fragte die Polizistin streng.
„Ich war lange genug in der Armee. In der Britischen Armee“, fügte er hastig hinzu, als die Augenbrauen der Polizistin wieder nach oben wanderten.
„Ich werde Sie trotzdem verklagen!“, mischte sich Smith wieder ein. „Wegen Tätlichkeit. Das werde ich.“
„So? Sie sollten sich freuen, dass ich Sie niedergeschlagen habe. Was, glauben Sie, wäre passiert, wenn die Beamten Sie mit der Pseudopistole in der Hand gesehen hätten?“
„Ich – äh …“
Smith wurde einer Antwort enthoben, denn in dem Moment kam ein weiterer Streifenwagen herangefahren – diesmal mit Mrs. King und Chiara auf dem Rücksitz.
Einer der Polizisten öffnete die Tür zum Fond. Mrs. King blinzelte zu Mike herauf.
„Aber was ist denn passiert?“, rief sie erschrocken aus. „Warum weiß die Polizei Bescheid?“
„Mrs. King – ich bin Privatdetektiv!“ warf sich in dem Moment der angebliche Mr. Smith wieder dazwischen. „Dieses Individuum –“ er deutete auf Mike – „der hat versucht, Ihnen die 20.000 Pfund zu stehlen. Er steckt hinter dem Ganzen.“
„Mr. Martin wurde mir von Mrs. King empfohlen“, erwiderte Mrs. King voller Würde. „Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm. Aber wer bitte sind Sie?“
„Ich – James Smith, Privatdetektiv. Ich sage Ihnen, dieser Mr. Martin steckt hinter allem. Er hat es auf Ihr Geld abgesehen. Ich wollte ihn lediglich daran hindern, es einzukassieren. Und überhaupt, ich …“
„Wenn ich hinter der Entführung stecken würde, hätte ich wohl kaum die Polizei gerufen“, unterbrach Mike ihn ruppig.
„Sie haben die Polizei gerufen?“ Mrs. King starrte Mike entsetzt an. „Aber der Entführer hatte doch gesagt – keine Polizei. Wie konnten Sie? Wenn Sie das Leben von Chiara gefährdet haben …“
„Ich habe die Polizei erst gerufen, als Sie Chiara wiederhatten“, versuchte Mike Mrs. King zu beruhigen. „Sie möchten doch nicht, dass noch jemand anders das Gleiche wie Sie durchmachen muss?“
„Aber Gertrud meinte, Sie seien diskret …“ Für Mrs. King brach eine Welt zusammen.
„Nicht, wenn es um Verbrechen geht.“ Er hatte seine Prinzipien.
„Wo ist überhaupt diese Chiara?“, schaltete sich in dem Moment die Polizistin wieder ein.
Mike deutete auf Chiara, die Mrs. King noch immer an sich presste.
Die Polizeibeamten starrten erst auf Chiara, dann auf Mrs. King und dann auf Mike.
„Das ist ein Hund“, sagte die Polizistin schließlich leicht pikiert.
„Ein Hund?“, schoss Mrs King sofort dagegen. „Das ist Chiara, Duchess of  Portobello, eine preisgekrönte Yorkshire Terrier Dame! Wie können Sie es wagen, sie zu beleidigen! Und das ausgerechnet heute. Die Ärmste steht bestimmt noch unter Schock.“
Die Polizisten blickten sprachlos auf Chiara herunter, die die Zunge herausstreckte und dann herzhaft gähnte.
„Das soll wohl ein Witz sein?“, blaffte die Polizeibeamtin schließlich.
„Eher nicht. Die Entführer haben jedenfalls versucht, 20.000 Pfund von Mrs. King zu erpressen“, meinte Mike mit leicht angedeutetem Schulterzucken.
„Wir fahren zur Klärung auf die Wache“, beschloss die Polizistin.
Wenig später gab Mike in der West End Central Police Station in der Savile Row, wo auch die besten Anzüge von London geschneidert wurden, seine Aussage zu Protokoll. Nach drei Stunden glaubten sie ihm endlich, dass er keiner der Drahtzieher war – Mr. Smith hatte gestanden.
Im Besucherbereich wartete Mrs. King auf ihn. „Das war so nervenaufreibend!“, rief sie mit geröteten Wangen. „Chiara war so nervös, als der Police Sergeant uns befragt hat!“
Mike warf einen Blick auf die Terrierdame, die sich auf der gepolsterten Bank neben der Damenhandtasche mit dem Lösegeld zusammengerollt hatte und friedlich schlief. Von Aufregung keine Spur. Jedenfalls nicht bei Chiara.
„Diese Unholde haben bereits fünf andere Hunde entführt! Das müssen Sie sich einmal vorstellen!“, fuhr Mrs. King ganz außer sich fort.
„Wirklich“, murmelte Mike. Kaum zu glauben, dass diese Dilettanten schon so oft damit durchgekommen waren. Aber die Opfer waren sicherlich alle ältere Damen gewesen, die an ihren geliebten Vierbeinern mehr hingen als an ihren Enkeln, Neffen oder Nichten – und alles getan hätten, um ihre Viecher wiederzubekommen.
„Sie haben mir meinen Schatz wiedergebracht“, unterbrach Mrs. King seine Gedanken. „Deswegen möchte ich Ihnen neben dem vereinbarten Lohn noch etwas schenken. Das gehört Ihnen.“
Und sie deutete auf ihre Damenhandtasche.
„Nein, das kann ich nicht annehmen!“, erwiderte Mike überrascht. So viel habe ich schließlich auch nicht zu Chiaras Befreiung beigetragen, ergänzte er im Stillen.
„Doch, das können Sie. Ich bestehe darauf! Ohne Sie wäre Chiara jetzt bestimmt tot.“
Das wagte Mike zu bezweifeln. „Aber – das Geld bleibt doch in Polizeigewahrsam, bis der Entführer vor Gericht ist?“, wandte er ein.
„Nein – ich kann es gleich mitnehmen. Das heißt – Sie können es gleich mitnehmen.“
Mike wehrte sich noch ein Weilchen, doch nach gutem Zureden von Mrs. King nahm er die Damenhandtasche an sich – unter den neidischen Blicken der Polizisten.
Bald darauf fuhr er von Westminster zurück zu seiner Wohnung nach Harrow. 20.000 Pfund. So viel Geld hatte er schon lange nicht mehr besessen. Doch es war klar, wo es hinfließen würde – in die Finanzierung seiner Wohnung. Und vielleicht reichte es auch noch für einen neuen Laptop und ein neues Smartphone.
Oder war es nicht doch an der Zeit, sich nach einem richtigen Büro umsehen? Mike dachte kurz darüber nach, aber verwarf den Gedanken sofort wieder. Ein Büro, in dem ihn seine zumeist gut betuchten Kunden aufsuchen konnten, musste in einer bessergestellten Gegend liegen. In Belgravia. Hempstead. Oder in Mayfair. 20.000 Pfund wären dafür viel zu wenig.
Vielleicht hätte ich die Entführung doch nicht der Polizei melden sollen. Die Aufklärung von Dognapping hätte eine einfache und sichere Einnahmequelle werden können, dachte Mike zynisch. Doch natürlich wusste er, dass das Unsinn war. Tränen und Lösegeld für einen Schoßhund. Das war einfach nicht seine Welt. Wie sehr sehnte er sich nach einer Aufgabe, in der er seine in der Armee erworbenen Fähigkeiten wieder einmal so richtig einbringen konnte …
Die Gelegenheit dazu sollte früher kommen, als Mike es für möglich gehalten hätte.

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